Loslassen
Ich habe geliebt, geweint, gehofft.
Verliebt, verlassen, verloren.
Achterbahn bin ich gefahren.
Es war eine lange Reise.
Es war ein langer Tag.
Es ist zeit, Lebewohl zu sagen.
Ich versuche zu atmen. Ein dicker Kloss im Hals, eine heisse Träne auf der Wange. Ich denke an dich und fühle mich frei. Schmerzhaft frei. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemanden wie dich treffe. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemanden wie dich verliere.
Die Zeit mit dir war so schön.
So klar.
So richtig.
So einzigartig.
So viel Liebe.
Jede Sekunde unserer gemeinsamen Reise war kostbar. Jeden Moment habe ich genossen. Deine Ungeduld, deine forsche Art. Dich zu sehen war pure Magie. Dich zu küssen der Himmel. Dich zu lieben war… zu leben.
Was uns getrennt hat, vermag ich nur vermuten.
Barrieren der Angst, Schranken der Verpflichtung, Gräben der Unsicherheit.
Ich weiss, dass dein Gefühl für mich so kostbar ist, wie meines für dich. Ein Pflänzchen, kümmerlich klein, lechzend nach Wasser.
Du hast mir deine Mauern geöffnet, als wir so unerwartet und ungebeten aufeinander trafen, als der Strom uns mitriss in einen Strudel aus Gefühlen, dem wir nicht mächtig waren. Dessen Kraft dir zu gross wurde. Ich habe mich fallen gelassen und vergebens deine rettenden Arme gesucht. Du musstest dich schützen. Dich und dein zerbrechliches Ich, das noch nicht bereit war, auf einen Wirbelsturm wie mich zu treffen. Deine Mauern sind wieder geschlossen.
Vergeblich habe ich an deine Türen geklopft.
Vergeblich habe ich versucht, Einlass zu finden.
Hilflos, hoffnungslos, haltlos.
Jetzt stehe ich am Wegrand und sehe dir nach. Du bist weggelaufen. So hilflos und hoffnungslos und haltlos wie ich. Nicht einmal Lebewohl hast du gesagt.
Ich sehe dir nach.
Das Licht in dir, es glüht schwach.
Meine Gedanken gehen zurück in die glücklichen Tage. Kurz und heftig. Warum? Warum hast du nicht für uns gekämpft? Wohl weil du deine Kraft für deinen eigenen Kampf brauchtest. Und brauchst. Der Schmerz sitzt tief. Die Wunde brennt. Brennt, wie unser Feuer gebrannt hat. Aber Liebe muss man pflegen.
Ich sehe dich weggehen. Abrupt aus meinem Leben rennen. Fluchtartig meine Seite verlassen. Ich verstehe dich. Ich weiss, dass es richtig ist. Dass das Universum weiss, weshalb es uns beiden diese Lektion lehrt. Es ist alles genau in der Ordnung, in dem Chaos, in dem es sein muss. Was unsere Zukunft bringen mag, wissen wir beide nicht. Hört wahre Liebe je auf?
Du bist fest in meinem Herzen, tief vergraben. Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst. Endlich glücklich wirst. Von Herzen. Denn ich werde mein Glück finden, daran zweifle ich nicht.
Du bist nur noch ein kleiner Punkt am Horizont. Die untergehende Sonne taucht dich in ihr Licht. Deine Suche wird ein Ende haben.
Be a simple kind of man.
Ich fröstle. Die Dämmerung hüllt alles um mich in einen nächtlichen Schleier. Eine einsame Träne kullert über meine Wange.
Morgen ist ein neuer Tag.
Dieser Text ist nicht perfekt. Aber er bedeutet mir sehr viel. Ich habe ihn geschrieben, als vor vielen Jahren eine grosse Liebe an den Umständen scheiterte. Noch heute spüre ich zu diesem wunderbaren Menschen eine tiefe Verbundenheit und ich bin glücklich, dass trotz all der vielen Jahre zwischen uns so viel Liebe, Respekt, Achtung und Freundschaft erhalten geblieben ist.